Klosterbücher

 

Im zweiten Jahr seines Bestehens hat der Förderverein Kultur und Ge­schichte in Weyarn e. V. dank der Unterstützung seiner Mitglieder den Ankauf von zehn historischen Bänden aus der ehe­maligen Klosterbibliothek des Augustiner Chorherrenstifts Weyarn getätigt.

 

Das älteste Buch stammt aus dem Jahr 1588, also aus der Zeit der Gegen­refor­mation, in der die Weyarner Klosterbibliothek noch kaum 100 Bände umfasste. Weiter haben wir zwei Handschriften aus den Jahren 1729 und 1730 erworben, die für das Hausstudium im Weyarner Kon­vent verwendet wurden. Schließlich konnten wir das sehr seltene Ver­zeich­nis sämtlicher Weyarner Chorherren von Beginn bis zum Jahr 1779 er­ste­hen – von dieser Schrift, die in Tegernsee gedruckt wurde, exis­tieren heute nur noch acht Exemplare.

 

Wir sind froh über unsere Neuerwerbungen, die Sie derzeit im 1. Stock des Rathauses begutachten können.

Blind vor Begeisterung für die „wieder­entdeckten Schätze aus der Klosterbibliothek“ haben wir uns fi­nan­ziell weit aus dem Fenster gelehnt – und hoffen nun, dass wir das Finanzloch mit Spenden u. a. noch stopfen können.

 

 

Mathias Faber: Concionum Opus

Köln 1642


Frühe Ausgabe der beliebten und in zahlreichen Auflagen bis ins 19. Jhdt. verlegten, monumentalen Sammlung von Predigten auf die Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres.
Innentitel mit Besitzvermerk „Canonicorum Regularium in Weyarn“ (= Konventsbibliothek).


Der Einband ist in Schweinsleder über Holzdeckeln gearbeitet. Man sieht an seiner dunklen Verfärbung, die vom Fett zahlloser Fingerspuren herrührt, auch an den Gelenkeinrissen, dass er oft aus dem Regal gezogen und durchgearbeitet wurde. Er ist verziert mit Palmettenornamenten und floralen Mittelmedaillons mit Blumen und Reben.

Die Schließen sind im Laufe vieler Jahrzehnte ausgeleiert und schließlich abgefallen.


Catalogus Religiosorum Weyarensium a prima Fundatione

Tegernsee 1797

 

Verzeichnis sämtlicher Weyarner Chorherren von 1159 bis 1797, teilweise mit handschriftlichen biografischen Notizen versehen, erschienen in Kleinstauflage und als einer der letzten Drucke der Tegernseer Klosterdruckerei.

Ein weiterer Teil des Originalbuches, die Genealogie der Falkensteiner, fehlt bei diesem Exemplar.
25 Blätter im Quartformat, neu gebunden in Kiebitzpapier.


1802 kaufte die Akademie der Wissenschaften in München den Auflagenrest für ihre Mitglieder an und führte bis 1802 die Totenlisten weiter, ergänzte die Namen der Vikare in der Umgebung sowie – besonders faszinierend – ein Verzeichnis der Pesttoten von 1634 anhand der Kirchenbücher.


Israel Ramer: Physica Universalis Philosophiae Biennalis

zwei Bände, 1729 und 1730

Handschriftliche Vorlesungsmitschriften der Fächer Logik und Physik aus einem zweijährigen Philosophie-Kurs am Kloster Weyarn. Der zweite Teil der insgesamt vier Bände lagert heute in der Münchner Staatsbibliothek. Mit ihnen ist die Niederschrift von Ramers Vorlesung komplett erhalten – offensichtlich als überhaupt einziger handschriftlich überlieferter Textzeuge einer mehrsemestrigen Vorlesungstätigkeit im Kloster Weyarn.

Die Handschrift ist ganz in Latein gehalten, beide Bände zusammen umfassen 1263 Seiten und sind von Anfang bis Ende in derselben sehr sauberen und gut leserlichen Handschrift in brauner Tinte auf sehr gutem Papier geschrieben.
Die beiden originalen Halblederbände mit Rückenschildern im Quartformat haben nur minimale Altersspuren und sind innen vorzüglich erhalten.
Der Schreiber der Handschrift, Posidonius Kirchmayr, lebte nach dem Weyarner Studium als Chorherr im Augustiner-Kloster Schlehdorf am Kochelsee.


Ludovico de Granada: De oratione et meditatione

Köln 1588

 

 

Der Dominikaner Luis de Granada (1504-1588) gilt als bedeutendster Autor der Frühen Neuzeit und hatte großen Einfluss auf die religiöse katholische Literatur des späten 16. Jahrhunderts.


Handlicher Klosterband der Gegenreformationszeit:

Holzdeckel mit Schweinsleder überzogen, reich mit Ranken und Porträtmedaillons verziert, mit Rotschnitt und zwei Messingschließen.

 

Mit Besitzeintrag auf dem Titelblatt: „Canonicorum Regularium in Weiern“ und Nummerierung. Der Band ist offensichtlich einer der nur hundertzwei, die zum Bibliotheksbestand der Zeit der Gegenreformation gehörten.


Psalmodia practica

Ingolstadt 1625

 

Das Werk über die Psalmen Davids wurde auf Geheiß des Freisinger Bischofs Veit Adam herausgegeben.


Auf dem Titelblatt ist der Kurzeintrag „Can.Weya.“ vermerkt, auf dem Buchrücken handschriftlich die Buchnummer 297.


Der Band gelangte später zusammen mit anderen Bänden aus der Weyarner Bibliothek ins Kloster Schlehdorf.


Johannes Schröter: Exedra Ecclesiastica

Köln 1690

Moralpredigten des Jesuiten Johannes Schröter.


Quartformat mit zwei Schließen, Holzdeckel mit Schweinsleder bezogen, umfangreiche Blindprägungen: ornamentale Rollen, vorne und hinten jeweils ein Mittelmedaillon, vorne mit dem JHS-Symbol, hinten eine Madonna mit Kind im Strahlenkranz.


Der Besitzvermerk auf dem Titelblatt nennt eine konkrete Person: „Closter Weyarn In usu D. Donatiani“.

Es handelt sich um Donatian Keller, geboren 1657 in Wolfratshausen, von 1684 bis 1689 Kooperator in Osterwarngau, dann bis 1692 Ökonom der großen Klosterschwaige in Oberndorf, 1700 bis 1727 Vikar in Feldkirchen, 1727 verstorben in Weihenlinden. Nichts ist sonst über ihn bekannt, die einzige erhaltene Lebensspur ist dieser Band.


Stanihurst:

Immortalis Dei in corpore mortali patientis historia

Kempten 1677

 

Lebens- und Leidensgeschichte Jesu.

Die Einrisse am Oberrand und dem Rückgelenk des schlichten und schmucklosen Pergamentbandes deuten auf eine häufige Benutzung hin.
Mit eigenhändigem Besitzvermerk und Angabe der Kaufsumme für das Buch (10 Kreuzer): „Anno 1789 hunc librum Decem crucigeris Comparavit Laurentius Justin. Ott Canonicus reg. in Weyarn“.


Ott ist eine der markantesten Weyarner Persönlichkeiten: geboren 1748 in Dietfurt, wurde er mit 20 Jahren von Probst Sigl zum Musikinstruktor ernannt, ab 1780 Musikdirektor, ab 1801 Aufseher der Klosterapotheke. Bei der Klosterauflösung wollte er, bereits schwerkrank, in Weyarn bleiben, starb hier 1805. Ott verfasste über lange Jahre die Tagebücher des Konvents, daneben Ortschroniken von Gotzing, Weihenlinden und Ottendichl.


Martin Markard: Marianische Lobreden

2 Bände, Bamberg 1780

 

Marienpredigten, die der Autor als Bußprediger der Volksmission in Franken und Pfarrer in Würzburg hielt und die zum Gebrauch der Pfarrherren auf den Dörfern bestimmt sind.


Die beiden Bände sind im typischen Stil der Rokoko-Zeit gebunden:

Buchrücken mit Leder bezogen, reich geschmückt mit vergoldetem Blumendekor.

 

Das Buch enthält das gedruckte Bücherzeichen (Exlibris) „Ad Bibliotecam Canoniae Sanctorum Apostolorum Petri & Pauli in Weyarn“ mit Raum für die Signatur, auch mit dem Vermerk „Comparavit P. Antonius Acher“.

Der Bauernsohn Anton Acher aus Buchberg bei Gmund, geboren 1744, war zunächst Kooperator in Gotzing, leitete 1769-72 das Gymnasium, wurde Pro-fessor am Hausstudium, Dekan, Novizenmeister, 1784 Vikar in Feldkirchen, dann von Neukirchen, 1803-1821 wieder Pfarrer in Feldkirchen, dann kurz im Konventsstock wohnte, doch bald alleine eine Wohnung suchte und 1825 starb.